9.6.2.3 Reflektieren

Im dritten Kompetenzbereich steht die kritische Auseinandersetzung mit Künstlicher Intelligenz (KI) im Mittelpunkt. Ziel ist es, KI nicht nur als technologisches Werkzeug, sondern als gesellschaftlich relevante Technologie zu verstehen, deren Einsatz mit weitreichenden ethischen, rechtlichen und sozialen Fragestellungen verbunden ist.

Zentrale Inhalte:

  • Entscheidungsfindung und Bias: KI-Systeme basieren auf Trainingsdaten, was sie anfällig für Verzerrungen (Bias) macht, die zu diskriminierenden Ergebnissen führen können, etwa bei Gesichtserkennung oder Sprachmodellen.
  • Ethische Fragestellungen: Im Umgang mit KI müssen zentrale Werte wie Verantwortung, Datenschutz, Transparenz und Rechenschaftspflicht gewahrt bleiben. Lehrkräfte und Lernende müssen reflektieren, wer Entscheidungen trifft – Mensch oder Maschine.
  • Normative Perspektiven: Relevante Rahmenwerke wie der EU AI Act, ethische Richtlinien der EU-Kommission oder des Deutschen Ethikrats bieten Orientierung für einen verantwortungsvollen Umgang mit KI.
  • Gesellschaftliche Auswirkungen: KI beeinflusst zentrale Lebensbereiche: Bildung, Arbeit, Demokratie, Medien. Auch Fragen der sozialen Gerechtigkeit und digitalen Teilhabe sollten berücksichtigt werden.

(Alles et al. 2025)

Ergänzend zu den zentralen Reflexionsfeldern benennt der Deutsche Ethikrat sowie die EU-Kommission folgende ethische Leitlinien und Handlungsempfehlungen für den verantwortungsvollen Einsatz von KI in Bildungskontexten:

  • Mensch im Zentrum: Die Entscheidungsautonomie von Lehrkräften und Lernenden muss gewahrt bleiben. KI darf pädagogische Verantwortung nicht ersetzen, sondern nur unterstützen.
  • Fairness, Inklusion und Transparenz: KI-Systeme sollen barrierefrei, nachvollziehbar und diskriminierungsfrei sein. Prozesse zur Bewertung und Feedback durch KI müssen erklärbar und gerecht sein.
  • Datenschutz und Datensouveränität: Der Einsatz von KI erfordert einen sensiblen Umgang mit Bildungsdaten. Es gilt, Überwachung und Stigmatisierung zu vermeiden und zugleich Chancen für personalisierte Unterstützung verantwortungsvoll zu nutzen.


Empfehlungen für die Bildungspraxis:

  • Ethische Prüfung und eine Chancen-Risiko-Abwägung von KI-Systemen vor dem Einsatz
  • Beteiligung aller Bildungsakteur:innen (Lehrkräfte, Studierende)
  • Entwicklung von Richtlinien, Qualitätssicherung und Zertifizierung für vertrauenswürdige KI
  • Förderung von KI-Kompetenz auf allen Ebenen

(Europaeische Kommission 2022, Ethikrat 2023)



Vertiefung

Weitere Informationen sind in dem Bericht der Europäischen Kommission Ethische Leitlinien für Lehrkräfte über die Nutzung von KI und Daten für Lehr- und Lernzwecke sowie der Stellungnahme des Deutschen Ethikrats Mensch und Maschine – Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz zu finden.


Weiterführende Informationen finden Sie in den folgenden Videos:


Die Videos stammen unter anderem aus den Kursen KI für Alle 1 und KI für Alle 2 der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, die auf der Lernplattform KI-Campus veröffentlicht wurden. Weitere Videos aus diesen Kursen sind hier verfügbar.

Weiterführender Kurs:

Inhalt:

  • Begriffliche Grundlagen der Daten- und Algorithmenethik
  • Überblick über wesentliche Moraltheorien als Verständnis eines kulturell geprägten und damit nicht universell einheitlichen ethischen Denkens
  • Formen und Ausprägungen von Daten- und Algorithmenethik in der aktuellen Anwendung von KI-Ansätzen
  • Ansätze für eine ethisch korrekte Verarbeitung von Daten und Gestaltung von Algorithmen
  • Integrierte Ethik-Games in die einzelnen Lernfolgen und ein übergeordnetes Ethik-Game zum Erfahrbar-Machen dieser Inhalte

Lernziele: Bei Abschluss des Kurses sind Sie in der Lage...

  • essentielle Fachbegriffe, theoretische Hintergründe und die Modelle der Daten- und Algorithmenethik zu benennen,
  • die Grundlagen kulturell abhängiger ethischer Gestaltungsansätze in der Daten- und Algorithmenethik zu verstehen,
  • Beispiele von Daten- und Algorithmenethik in aktuellen KI-Anwendungen differenziert zu verstehen und bewerten zu können,
  • Handlungsstränge für die Gestaltung ethisch unbedenklicher Daten und Algorithmen als Grundlage für die Vertrauenswürdigkeit von Design, Implementierung und Nutzung verschiedener KI-Anwendungen ableiten zu können sowie
  • relevante Entscheidungsprozesse im aktuellen KI-Diskurs besser nachvollziehen zu können.

Dauer: 7 Wochen à 2 Stunden

Anbieter: KI-Campus